15. April 2019

In den 1890er Jahren in der Lausitz wurden Pläne diskutiert, den Spreewald mit einer Eisenbahn zu erschließen. Diese Idee fand jedoch keine einhellige Zustimmung.  Zu den Protagonisten gehörte der Graf von der Schulenburg aus Lieberose sowie der frühere Landrat des Landkreises Lübben (Spreewald), Ernst Otto von Houwald. Dagegen argumentierten jedoch einflussreiche Geschäftsleute, wie Rittmeister Ernst von Heynitz-Neuhausen.

Zunächst war geplant eine regelspurige Nebenbahn zu bauen. Sowohl die strengen gesetzlichen Grundlagen und die Finanzierung brachten diesen Plan zum Scheitern. So prüfte man daher zunächst eine Ausführung für eine 750-mm-spurige Bahn. Da die damals zuständige Eisenbahndirektion Halle vorhatte, normalspurige Güterwagen auf Rollböcken auf die Strecke zu br8ingen und die avisierten 750 mm Sicherheitsbedenken hervorriefen, entschloss man sich schlussendlich für die Meterspurvariante.

Offiziell erfolgte der Baubeginn mit der Grundsteinlegung des Bahnhofsgebäudes in Straupitz am 16. März 1897. Von diesem zentralen Standort aus wurde die Bahn in mehrere Richtungen gleichzeitig gebaut. Nachdem die ersten Lokomotiven der Bahn am 3. August 1897 am Lieberoser Anschlussbahnhof eintrafen und in der Folgezeit auch schon Bauzüge zogen, wurden die ersten Strecken der Bahn am ersten Pfingstfeiertag, dem 29. Mai 1898, offiziell eröffnet. Der Streckenverlauf war zunächst über Lübben – Straupitz –Byhlen - Lieberose Anschlussbahnhof ( wo Anschluss an die Cottbus-Großenhainer Eisenbahn bestand) und Straupitz sowie Goyatz.

Die Eröffnung des Streckenabschnittes von Byhlen nach Burg verzögerte sich jedoch bis zum 29. Juni 1898. Das Projekt sah vor, den Schlossberg bei Burg vollständig abzutragen. Dagegen rührte sich Widerstand und daher durfte letztendlich nur ein bereits bestehender Einschnitt des Burgwalles erweitert werden und die Strecke damit um 60 Meter verlagert werden.

Eine weitere Verzögerung ergab sich auf dem Abschnitt Cottbus-Westbahnhof aufgrund langwieriger gerichtlichen Enteignungsverfahren im Landkreis Cottbus. Am ersten Pfingstfeiertag, dem 21. Mai 1899 wurde der Cottbuser Westbahnhof als Notlösung übergeben, da die endgültige Linienführung im Cottbuser Stadtgebiet auf Grund des geplanten Umbaus des Staatsbahnhofes noch nicht feststand.

Am gleichen Tag war jedoch der große Tag für Sielow. Der Haltepunkt Sielow am Kilometer 46,37 für die im Volksmund genannte „Spreewaldguste“ wurde eröffnet. Der Haltepunkt bestand aus einem Streckengleis und einem Überholungsgleis östlich der Strecke, einer kleinen Ladungsstraße, die direkt zu einem kleinen Perron führte. Dort befand sich ein hölzerne A-Mast, eine kleine Wartehütte aus Wellblech und eine Fernsprechersäule für das interne Bahntelefonnetz. Das Kürzel bei der Deutschen Reichsbahn für diesen Haltepunkt war „Sow“.

Auch in Sylow stand der geplanten Streckenführung ein Burgwall im Wege. Für den Bau der Strecke wurde der westliche Teil des slawischen Burgwalls bereits im Jahr 1897 abgetragen, der in alten Unterlagen noch als „alte Schanze“  bezeichnet wird.

Neben dem ersten Anschluss an den heute „so genannten regionalen Personennahverkehr“ bestand gleichermaßen die Möglichkeit Güter nach Sielow zu bringen. Davon profitierte auch natürlich die Post, die nunmehr nicht allein auf Kutschen angewiesen war. Und von Sielow konnten die Bauern ihre Produkte auf den Markt in Cottbus transportieren.

Letztendlich wurde der Abschnitt Cottbus Westbahnhof zum Cottbus Anschlussbahnhof am 7. Dezember 1899 offiziell eröffnet. Vom Spreewaldbahnhof bestand nun Anschluss an den Cottbuser Staatsbahnhof und somit an die Berlin-Görlitzer Eisenbahn, die Cottbus-Großenhainer Eisenbahn mit den Strecken nach Dresden und Frankfurt sowie die Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn mit den Strecken nach Guben, Halle / Leipzig und Sorau. Ab dem 1. Mai 1904 vervollständigte noch der nur dem Güterverkehr dienende Abschnitt Goyatz - Goyatz Umschlaghafen am Schwielochsee das Streckennetz der Spreewaldbahn. Es war allerdings nach dem Ersten Weltkrieg auch der erste stillgelegte und 1929 der erste schon wieder abgebaute Abschnitt der Bahn, da die erhofften Kohletransporte aus den Gruben südlich von Cottbus mangels der geplanten, aber nie realisierten Verlängerung der Spreewaldbahn nach Proschim nie zustande kamen.

Die Betriebseinstellung auch für den Sielower Haltepunkt fand schließlich am  4. Januar 1970 statt, weil die gesamte Bahn unrentabel geworden war. Mittlerweile, war auch der Spreewald im Straßennetz gut ausgebaut und die Autobahn sowohl von Cottbus als auch von Lübbenau und Lübben gut zu erreichen, so dass für den Personennahverkehr Busse eingesetzt werden konnten und für die Fracht LKW´s die Aufgabe der Bahn übernahmen.