5. März 2019

Mitte des ersten Jahrtausends setzte in Europa die Völkerwanderung ein. Ausgangspunkt war der Niedergang des römischen Reiches. Durch den Angriff der Vandalen in Rom im Jahre 455 zog das römische Reich alle Legionen aus den besetzten Gebieten Europas ab. Dadurch wurden die römischen Städte insbesondere in Westeuropa aufgegeben und nahezu entvölkert. Die Lücke schlossen nun deutsche Stämme insbesondere aus Mitteleuropa, die diese Städte für sich vereinahmten. Damit wurden große Gebiete ihres angestammten Lebensraumes verlassen. Diese verödeten über die Jahre. Gegen 600 begannen nun slawische Stämme aus dem Osten und Südosten Europas für sich neue Lebernsräume zu erkunden und trafen in Mitteleuropa auf nunmehr dicht bewaldete Gebiete. Insbesondere siedelten sie sich in Bereichen mit natürlichen Wasservorräten an. So siedelten im heutigen Mecklenburg-Vorpommern die Obroditen, um Brandenburg an der Havel die Heveller, im Bereich des heutigen Berlin die Sprewanen, im Bereich des Spreewaldes die Lusitzi (nach ihnen wurde die Lausitz als Landschaft benannt) und im Bereich um Bautzen die Milzener.
Die letzten beiden wurde in der frühen Neuzeit sprachlich als Sorben zusammengefasst. In den Quellen des Früh- und Hochmittelalters wurden jedoch alle slawischen Stämme östlich der Elbe als „Sorben“ (lat. surbi, sorabi). Noch später wurde der Begriff Wenden als Fremdbezeichnung für alle eingewanderten slawischen Stämme verwendet. Zu beachten ist, dass nicht klar ist, ob diese Bezeichnungen der Stämme jeweils Fremd-oder Eigenbezeichnungen waren. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die slawischen Stämme die Elblinie dabei kaum überquert haben.

Die Stämme begannen nun diese Landschaften zu kultivieren, indem sie zunächst Rodungen der vornehmlich Mischwaldgebiete vornahmen, denn es waren fast ausschließlich Stämme, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Das Holz wurde zum Bau von einfachen Holzhäusern zum Wohnen, für Vorratshaltung und religiöse Riten verwendet. Beliebt waren dabei insbesondere Eichen und Robinien, wegen ihrer widerstandsfähigen Eigenschaften. Und Sie begannen nach unterschiedlichsaten Angriffen fremder Stämme und im Rahmen der Ostexpansion des fränkischen Reiches unter Heinrich I. ab dem Ende des 9. Jahrhunderts Rundburgen aus Holz zu bauen. Zunächst als Schutzburgen geschaffen, dienten sie im weiteren Verlauf auch teils als Hauptsitze der entsprechenden Stammesfürsten.

Hier in der Lausitz sind ca. 30 solcher slawischen Rundburgen (Fliehburgen) belegt. Die bekannteste der Region ist die Slawenburg Raddusch, die nach 1000 Jahren neu wieder aufgebaut wurde. Die sagenumwobenste Burg ist die Liubusua, die Fürstenburg der Lusizi, die im Jahre 932 durch Heinrich I. eingenommen und vollkommen zerstört wurde. Der genaue Standort kann heute nicht mehr ermittelt werde. Es könnte sich sowohl um Lübben als auch Luckau handeln.

In der Wissenschaft ist aber eine weitere Burg bekannt. Es handelt sich dabei um die Slawenburg Tornow. Ihr wurde viel Zeit der wissenschaftlichen Ausgrabungsarbeit gewidmet und sie gilt als Standardtyp des slawischen Burgenbaues in der Lausitz.

In Sielow selbst kann davon ausgegangen werden, dass die Besiedlung hier recht zeitig einsetzte – also zwischen den Jahren 600 – 700. Die erste urkundliche Erwähnung von Sielow ist zwar erst mit dem Jahr 1300 datiert. In Wirklichkeit kann aber davon ausgegangen werden, dass Sielow weit über tausend Jahre existiert. Sielow oder Zylow heißt aus dem slawischen übersetzt „Lebensader“. Die Spree war mit über 2 Kilometern Entfernung für eine solche Ansiedlung zu weit weg und kann damit nicht gemeint sein. So kann also ebenfalls davon ausgegangen werden, dass es hier einen Wasserlauf oder gar eine Quelle gegeben hat, die sowohl die Menschen und das Vieh versorgt hat, als auch die Feldkulturen. Auch die Rundburg wurde in der Regel mit einem Wassergraben versehen.

Eine runde Schutzburg vom Typ Tornow befand sich direkt westlich hinter dem heutigen Friedhof. Die Rodung um das Dorf mit der Rundburg war vermutlich ziemlich weiträumig, um einerseits genügend Ackerflächen und Weideland zur Verfügung zu haben und anderseits auch aus der erhöhten Sichtposition der Burg zeitnah Angreifer zu erkennen, um die Dorfgemeinschaft zu warnen und ihr Schutzmöglichkeit in der Burg zu bieten. Von dort aus, in Richtung Osten bis zur heutigen Sielower Chaussee befanden sich die Holzhäuser der Dorfgemeinschaft. Ein Teil des Walls der Rundburg ist heute noch zu erkennen. Sie hat einen Außendurchmesser von ca. 65m und einem Innendurchmesser von 45m.Teile des Burgwalls wurden durch den Bau der Spreewaldbahn 1897 zerstört. Beim Bau eines Gehöftes 1931 wurde der Wall weitestgehend eingeebnet und der Innenraum planiert. Der Wall ist in einer Höhe von ca. 1,0m bis 1,5m vorhanden. Der ehemalige Burggraben ist an 3 Seiten erkennbar.