Ortsbeschreibung

Sielow, der Stadtteil im Norden der Stadt Cottbus

Sielow ist seit 1993 Stadtteil der Stadt Cottbus. Die Entfernung von der Stadtmitte bis nach Sielow beträgt etwa fünf Kilometer. Die nächsten Orte in Richtung Norden und Nordwesten sind Dissen/Striesow bzw. Werben und Burg. Eingebettet in weitreichende Wälder liegt der Ort am Südrand des Baruther Urstromtals überwiegend auf Sand bis sandigem Lehm einer Grundmoräne.

Sielow, wendisch Žylow, wird aus dem sorbisch/wendischen abgeleitet, es bedeutet soviel wie Lebensader. An dieser, einer kleinen Wasserader, ließen sich die ersten Siedler nieder.Die Entwicklung der Siedlung war lange Zeit von der landwirtschaftlichen Nutzung durch die sorbisch/ wendische Bevölkerung geprägt. Mit Beginn der Industrialisierung veränderte sich die Sozialstruktur des Ortes allmählich. Viele bäuerliche Wirtschaften konnten die Familien nicht mehr aus dem eigenen Hof heraus ernähren. Der Ausweg bestand in der Aufnahme einer Arbeit in der Industrie der nahe gelegenen Stadt Cottbus. Die Landwirtschaft wurde nebenher weiter betrieben. Durch Zuzug siedelten sich weitere Bürger, die ihren Lebensunterhalt in der Stadt verdienten, an den Rändern des Bauerndorfes an. Diese Struktur blieb auch bis etwa 1990 erhalten, wobei die Landwirtschaft als Erwerbsquelle für die Familien praktisch nur noch für die Mitglieder der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften eine Rolle spielte.

Nach 1990 setzte ein erneuter Wandlungsprozess in der Bevölkerungsstruktur ein. In den Industriebetrieben und in den landwirtschaftlichen Unternehmen wurden massiv Arbeitsplätze freigesetzt. Im Ergebnis dessen suchten viele Sielower den Weg in die Selbständigkeit, andere haben durch Umlernen neue Tätigkeitsfelder gefunden. Viele Sielower haben aber auch nach neuen Existenzmöglichkeiten außerhalb der Region gesucht und sind weggezogen. Im Gegenzug sind mittlerweile viele Neuzuzüge in Sielow zu registrieren, so dass sich die Bevölkerungszahl mehr als verdoppelt hat. 1990 lebten etwa 1700 Personen in Sielow, 1993 waren es bereits 2014, 1999 wurden 3324 gezählt und 2004 lebten 3580 Einwohner im Stadtteil.

Nach einer Volksbefragung in Sielow und dem Beschluss der Gemeindevertretung wurde Sielow 1993 in die Stadt Cottbus eingemeindet. Damit wurde die gesamte Verwaltung der Gemeinde von der Stadtverwaltung übernommen. Eine eigenständige Gemeindevertretung gibt es seither nicht mehr. Die Belange des Ortsteils werden seit 1993 durch den Ortsbeirat vertreten, diesem gehören drei gewählte Bürger des Stadtteils an.

Durch die Expansion der Bevölkerung hat sich auch das gesellschaftliche Leben im Stadtteil geändert. Der Anteil der am gesellschaftlichen Leben engagierten Menschen sinkt prozentual bei steigender Bevölkerungszahl. Dies müssen wir leider auch im Stadtteil Sielow beobachten. Trotzdem gibt es in den 20 Vereinen, Organisationen und Institutionen ein großes ehrenamtliches Engagement. Neben den vielen Aktivitäten zur Belebung des Lebens im Stadtteil tragen die Vereine und Organisationen auch viel zum Erhalt und zur Belebung des Bekanntheitsgrades des Stadtteils und der Stadt bei. So werben beispielsweise die Mitglieder des Reitvereins, der Feuerwehrsportler, des Deutsch - sorbischen Ensembles Sielow und des Trachtenvereins Spintestübchen - pśeža bei nationalen und internationalen Veranstaltungen auch für ihren Heimatort.

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Die Bildungseinrichtungen des Stadtteils, zwei Schulen, zwei Kindertagesstätten und ein Hort haben sich durch engagiertes pädagogisches Handeln Anerkennung erarbeitet. Hervorzuheben sind besonders die Arbeit zum Erhalt der sorbischen Sprache durch das Witaj Konzept, welches vom Kindergarten bis zur Oberschule durchgängig organisiert wird. Auch die vielfachen Formen und Methoden zur Umwelterziehung brachten schon viel Anerkennung für die Schulen.

Gute Lebensbedingungen führten nicht nur zu dem Bevölkerungsanstieg sondern auch zur Ansiedlung von Unternehmen im Stadtteil. Neben den zwei größeren Arbeitgebern, dem Agrarbetrieb und der Gesellschaft für berufliche Bildung FAA sind in Sielow über 100 mittlere und kleinere Unternehmen ansässig.

Nach wie vor werden in dem sorbisch/wendisch geprägten Stadtteil die Traditionen der einzigen Minderheit in Brandenburg gepflegt. Neben dem Zampern - camprowanje und der Fastnacht - zapust der Jugend und der verheirateten Paare wird von der Jugend der Maibaum aufgestellt und das Erntefest mit dem Hahnrupfen - kokot organisiert. Auch in den Kindertagesstätten werden die Bräuche altersgerecht mit den Kindern gestaltet. Hier kommt noch das Fest der Vogelhochzeit - ptaškowa swaziba und das Bescherkind - źiśetko dazu.

Probleme liegen vor Allem in der ungenügend entwickelten Infrastruktur, die mit dem gewachsenen Stadtteil nicht Schritt gehalten hat. Während in den Neubaugebieten die Grundstücke in der Regel voll erschlossen und gute Wegeverhältnisse vorzufinden sind, besteht im älteren Dorfgebiet enormer Nachholebedarf insbesondere im Straßenbau und dem Abwasseranschluss. Hauptgrund dafür ist die fehlende Finanzierungsmöglichkeit. Auf Privatinitiative wurde ein Teilstück der Straße "Am Ring" erneuert. Vom März bis August 2010 wurde die Mittelstraße instandgesetzt und die Sielower Chaussee soll im November 2011nach erfolgreicher Instandsetzung wieder für den Verkehr freigegeben werden.




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